Das KUBA, die einzigartige Kneipe, in Schondorf soll geschlossen werden.
Ich kenne den Gemeinderat in Schondorf nicht. Aber was ich so mitkriege, u. a. im Schondorf-Blog von Leopold Ploner, ist er relativ konservativ. Der Gemeinderat, nicht Leo.
Nun ja, ist mir relativ egal. Ich lebe ruhig und friedlich in meiner Wohnung mit Blick auf den Ammersee und kümmere mich wenig um die Dorfangelegenheiten. Das gebe ich ganz offen zu.
Doch heute – am heiligen Sonntag – hat es vor wenigen Minuten an meiner Tür geklingelt. Wer kann das sein, möglicherweise meine Nachbarin, die sich gern mal ausschließt …
Also, es hatte geklingelt, ich drückte auf den Knopf der Sprechanlage.
„Hallo … ich sammle Unterschriften gegen die Schließung des KUBA“, tönte es durch den Lautsprecher.
Dazu muss man erst mal wissen, was KUBA bedeutet.
Das KUBA ist eine absolut freakige Kneipe – hier in Schondorf. Ja, man mag kaum glauben, dass es in einem bayerischen Dorf an der Westseite des Ammersees so etwas gibt. Im KUBA fühlt man sich eher wie in einer Berliner Szene-Kneipe.
Ich habe sehr viele Stunden dort verbracht – obwohl ich in meinem Alter relativ selten in Kneipen gehe. Aber ins KUBA bin ich sehr gern gegangen. Auch in meiner (ehemaligen) Funktion als Moderatorin einer Regionalgruppe (Ammersee-Forum) des sozialen Netzwerks „XING“. Wir haben uns oft dort getroffen.
Und was hatten wir für einen Spaß!
Wir haben gegessen, getrunken, uns unterhalten und oft der Musik gelauscht. Denn am Donnerstag gab es eine „offene Bühne“. Dort konnte rauf, wer wollte. Meist waren es Musiker.
Aber auch ich saß einmal auf dieser – niedlichen kleinen – Bühne. Es ist viele Jahre her, war aber um die gleiche Zeit: Adventszeit. Ich habe eine meiner Weihnachtsgeschichten gelesen.
Und nun soll das KUBA geschlossen werden.
Das KUBA, diese einzigartige Kneipe, in der sich nicht nur Menschen meines Alters wohlfühlen, sondern vor allem junge Menschen.
Um diese Schließung zu verhindern, laufen diese jungen Menschen heute durch Schondorf. Klingeln an jedem Haus, an jeder Wohnung. Von der Hoffnung und dem innigen Wunsch beseelt, dass ihnen das KUBA erhalten bleibt
Und am Mittwoch, 30. 11. veranstalten diese engagierten jungen Leute eine Demo. Auf der Seepromenade in Schondorf.
Die Demonstranten werden sich ganz bestimmt nicht festkleben. Auf Kies kann man sich ohnehin nicht festkleben …
Aber mit dieser Demo drücken diese jungen Menschen aus, was ihnen wichtig ist: das KUBA.
Auch wenn ich jetzt schon in die Jahre gekommen bin, kann mich noch sehr gut an meine jungen Jahre erinnern. Für mich war immer wichtig, meine Meinung auszudrücken, aber auf einer Demo war ich noch nie.
Deshalb werde ich am nächsten Mittwoch auf die allererste Demo in meinem Leben gehen.
Denn auch ich will, dass das KUBA bleibt.
Begegnungsstätten sind grundsätzlich wichtig. Und Begegnungsstätten der speziellen Art sind umso wichtiger. Hier wird auf eine Weise kommuniziert, die anderswo nicht so einfach ist. Denn hier wird DIREKT kommuniziert. Von Angesicht zu Angesicht. Von Mensch zu Mensch. Hier gibt es keine Fake-News und Hass-Kommentare. Hier gibt es keine Fake-Profile, sondern nur echte Menschen. Menschen, denen es wichtig ist, miteinander zu reden. Sich in die Augen zu schauen dabei – direkt, nicht auf einem Display. Dabei zu essen und zu trinken, andere Menschen kennenzulernen, mit ihnen zu plaudern und zu lachen – ganz einfach Spaß zu haben.
Dass diese jungen Menschen an einem Sonntag nicht auf ihrem Handy herumtippen, sondern in Schondorf rumlaufen und für den Erhalt des KUBA plädieren, finde ich großartig. Denn es zeigt, wie wichtig ihnen diese Kneipe ist.
Sie wollen, dass „ihre“ Kneipe bleibt. Und ich will es auch.
Deshalb: „Wir brauchen KUBA!“
Auch wenn ich schon seit Jahren nicht mehr dort war – meine Erinnerungen an dieses „Wohnzimmer“ mit Harry hinterm Tresen sind einfach wunderbar. Und wenn junge Menschen sich derart engagiert für den Verbleib „ihrer“ Kneipe einsetzen, sollte das ernst genommen werden. Insbesondere vom Schondorfer Gemeinderat. Der „grüne“ Bürgermeister sollte ebenfalls hinschauen, besser gesagt hinhören.
Also, nicht vergessen: Demo für das KUBA am Mittwoch, 30. November, 18.00 Uhr, an der Seepromenade in Schondorf.
Mein Blogger-Kollege Leopold Ploner hat auch einen Beitrag zum Thema geschrieben.
Bravo, liebe Renate, dein Einsatz ist großartig!
Alle Menschen brauchen verbale Kommunikation und Musik. Auf diese Weise müsste niemand in der digitalen Welt isoliert sein und versauern.
[…] hier droht einer absolut einzigartigen Kneipe das Aus. Und genau dagegen wurde heute […]