Bodenhaltung von Hühnern: Der Begriff ist Betrug
Heute habe ich mal wieder was gelernt, denn ich sitze vor dem Computer und mir laufen die Tränen runter. Grund: Ich habe ein Video auf Youtube angesehen. Thema: Das Leben von Legehennen, die in Bodenhaltung leben. Nein, sie »leben« nicht, sondern »vegetieren qualvoll«. Denn sie sind zwar Hühner, aber sie leben nicht als Hühner, sie existieren einzig und allein, um Eier zu legen. Sie sehen keinen Himmel und keine Sonne, schnuppern keine frische Luft, können weder in Erde oder Sand scharren noch nach Regenwürmern und Körnern picken, kennen kein Gras und haben so gut wie kein Federkleid.
Und: Jedes zehnte Huhn stirbt (verendet) während dieser Bodenhaltung – aufgrund der miserablen und menschenunwürdigen Umstände.
Text aus »Rettet das Huhn«
In Deutschland werden circa 45 Millionen Legehennen in der Tierindustrie gehalten. Nach einer rund einjährigen »Nutzungsdauer«, in der jedes Tier über 300 Eier gelegt hat, wird es im Alter von 16–18 Monaten als Abfall der Eierindustrie geschlachtet, überwiegend zu Tierfutter oder Brühwürfeln verarbeitet oder schlichtweg entsorgt. Bis zum Zeitpunkt ihres Todes hat der Großteil dieser Tiere noch nie das Tageslicht gesehen, niemals Sonne oder frische Luft gespürt, noch nie in der Erde oder auf Gras gescharrt noch nie Futter in der Natur gesucht, noch nie im Staub gebadet oder wohlig geruht. Auf Gittern und Beton stehend, in Besatzdichten von 9 Hennen pro Quadratmeter und in Gruppengrößen von mehreren tausend Tieren pro Stall werden sie jeder Möglichkeit zum Ausleben ihrer angeborenen Grundbedürfnisse beraubt. Sie können in der Enge keine Rangordnung herstellen und leben dauerhaft unter massivem psychischem und physischem Stress. Ein Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit wird ihnen abgesprochen und von wirtschaftlichen Interessen missachtet. Die Lebensberechtigung der Tiere koppelt der Mensch ausschließlich an die Produktivität ihrer qualgezüchteten Körper.
Was »Bodenhaltung« wirklich bedeutet
Bodenhaltung ist eine der gesetzlich zugelassenen Haltungsformen für Legehennen in der EU* (neben Freilandhaltung, Biohaltung und früher Käfighaltung).
Der Begriff »Bodenhaltung« wurde eingeführt, um sich von der Käfighaltung abzusetzen – klingt freundlich, ist aber irreführend. Meiner Meinung nach ist es Betrug. Außerdem ist Käfighaltung von Hühnern in Deutschland ohnehin seit Jahren nicht mehr erlaubt!
In der Realität:
- Die Hühner leben in einer geschlossenen Halle ohne Auslauf ins Freie.
- Platzangebot: Maximal neun Hennen pro Quadratmeter nutzbarer Fläche.
- Es dürfen mehrere Ebenen (z. B. Gitterroste, Sitzstangen) eingebaut sein, um die Zahl der Tiere zu erhöhen.
- Oft sind in einem Stall mehrere tausend Tiere untergebracht (bis zu 6.000 oder mehr).
- Es gibt kein Tageslicht, nur künstliche Beleuchtung.
- Der Boden ist meist mit Einstreu (z. B. Stroh, Sand, Sägespäne) versehen, daher der Name »Bodenhaltung«.
Hinweis: Aufgrund dessen, dass Gitterroste erlaubt (und immer vorhanden) sind, ist Einstreu dort gar nicht möglich!
Warum der Begriff »Bodenhaltung« irreführend ist
Der Ausdruck »Bodenhaltung« klingt natürlich und idyllisch – als würden die Hühner auf einem Bauernhof frei herumlaufen.
In Wirklichkeit handelt es sich aber um industrielle Stallhaltung ohne Freigang.
Marketing und Verpackungen – mit grünen Wiesen oder Hühnern im Gras – verstärken diesen irreführenden Eindruck.
Außerdem: Auf Gitterroste kann man weder Streu noch Sand noch Sägespäne streuen!
Vergleich mit anderen Haltungsformen (Deutschland/EU)
| Haltungsform | Platzangebot | Auslauf ins Freie | Stallgröße | Kennzeichnung auf Eiern |
| Käfighaltung (verboten in DE) | ~550 cm²/Henne | Nein | Hochgradig beengt | 3 |
| Bodenhaltung | max. 9 Hennen/m² | Nein | Oft tausende Tiere | 2 |
| Freilandhaltung | max. 9 Hennen/m² + mind. 4 m² Außenfläche/Henne | Ja | 1 | |
| Biohaltung | max. 6 Hennen/m² + mind. 4 m² Außenfläche/Henne | Ja | 0 |
Fazit:
- »Bodenhaltung« ist nicht tierschutzfreundlich, sondern das Gegenteil: ein Marketingbegriff für Stallhaltung, lediglich ohne Käfige.
- Der Begriff soll besser klingen als »Stallhaltung«, um Verbraucher zu beruhigen. Der Verbraucher wird in Wirklichkeit aber belogen und betrogen.
- Wer Wert auf artgerechte Haltung legt, sollte Eier mit Code 1 (Freiland) oder 0 (Bio) bevorzugen.
Hühner-Retter
Hier geht es zu dem anfangs erwähnten Youtube-Video über Menschen, die Hühner retten, die nicht mehr die gewünschte Zahl an Eiern legen und demzufolge geschlachtet werden.
Der Verein »Rettet das Huhn« sorgt dafür, dass wenigstens ein winziger Teil der Millionen von gequälten Legehennen noch ein paar schöne Jahre haben – und zwar als Huhn. Nicht gequältes Wesen, das lediglich vom Aussehen her an ein Huhn erinnert.





Wie gut und wunderbar, dass es solche Initiativen gibt!
Und wie gut und wunderbar, dass es am Ammersee glückliche Hühner gibt. Hühner, die Hühner sein dürfen …

Und Eier von diesen Hühnern kann man beim Hühnermobil kaufen.

Mehr zu den glücklichen Hühnern am Ammersee gibt es auf meinem Kochlustblog.

* Wofür die EU gut ist, frage ich mich schon SEHR lange. Von der EU wurde zum Beispiel die Krümmung von Gurken bewertet. Ja, man lese und staune: Die EU legte die Qualität von Gurken anhand ihrer Krümmung fest.
Diese absurde Verordnung wurde 2009 abgeschafft.
Dass die »Bodenhaltung« mit 1/3 Streu und Gittern von der EU noch immer akzeptiert wird, obwohl sie jedem Menschenverstand widerspricht, hat – mal wieder – mit Geld zu tun. Tierwohl steht immer (IMMER) an letzter Stelle. Aus politischen, wirtschaftlichen und letztendlich persönlichen Menschen-Interessen!
Der Mensch steht zwar (immer) an erster Stelle, ist in meinen Augen aber das Allerletzte!
Nämlich ein widerlicher – und vor allem – dummer Egoist.



