Horst Lettenmayer, der Mann, dessen Augen und Beine seit über 50 Jahren im Tatort-Vorspann zu sehen sind, ist am 20. Juli 2024 gestorben.
Ich war viele Jahre mit Horst befreundet. Kennenlernt habe ich ihn, als ich knusprige 19 Jahre alt war. Ich lebte damals in Freiburg, hatte Liebeskummer und suchte nach Ablenkung von meinem Seelenschmerz. Ein Besuch in München (wo Horst lebte), erschien mir eine gute Idee. So fuhr ich also mit meinem klapprigen Fiat in die bayerische Hauptstadt und verbrachte einige Tage mit Horst.
Ach ja, ich sollte vielleicht erwähnen, dass ich mit seinem Bruder Peter befreundet war, der seinerzeit in Freiburg studierte. Peter wiederum war ein guter Freund meiner ersten großen Liebe namens Berthold. Und Peter meinte eines Tages: »Wenn du München kennenlernen möchtest, dann melde dich bei meinem Bruder, der wohnt dort …« Das zur Erläuterung der Sachlage.
Jener Besuch in München war der Beginn einer langjährigen Freundschaft und gemeinsam mit Freunden haben wir viele unterhaltsame und feucht-fröhliche Abende miteinander verbracht. Ob ich so betrunken war, wie ich auf dem Foto wirke, weiß ich nicht mehr. Ist viele Jahre her …
Das letzte Mal habe ich mit Horst vor einigen Wochen telefoniert. Er gab sich dynamisch wie immer. Seine Stimme war laut und kräftig und er strahlte – ebenfalls wie immer – enormen Tatendrang aus. Mit seinen 82 Jahren führte er immer noch seine Firma betec, mit der er Lampen und Bilderleuchten kreierte und sehr erfolgreich auf den Markt brachte. Ich habe auch einige davon in meiner Wohnung …
Ob Horsts auffällige Dynamik seinem Gefühlsleben entsprach … ich habe es immer bezweifelt. Denn in meinem langjährigen Leben habe ich keinen einzigen Menschen kennengelernt, der kein Päckchen mit sich rumträgt. Ein Päckchen, dessen Inhalt geheimgehalten wird, weil die Offenlegung möglicherweise peinlich sein könnte. Das trifft besonders auf einen Menschen wie Horst Lettenmayer zu, der nie den Hauch einer Schwäche zeigte. Ich bin stark, mich haut kein Sturm um, so wirkte Horst immer. Er wirkte so, weil er gar nicht anders konnte, als sich männlich-stark zu geben.
Ich habe ihn nie darauf angesprochen. Schade … irgendwie.
Nun lebt Horst nicht mehr. Seine Tatort-Augen werden weiterleben.