BILD – mal völlig anders

Über Deutschlands beliebteste Tageszeitung – BILD – geisterte vor vielen Jahren folgende (erfundene) Überschrift durchs Land:

»Mord im Fahrradschlauch! Mörder durchs Patentventil entschlüpft.«

Diese ironische Headline demonstriert die Sensationsstrategie der BILD-Zeitung, die seit Jahrzehnten die gleiche geblieben ist: Neugier wecken und Angst, Mitleid, Empörung oder Schock auslösen → Leser sollen sofort klicken oder die Zeitung kaufen.

Aus diesem Grund bin ich mit allergrößtem Erstaunen vor einigen Monaten bei Youtube per Zufall über einen Bild-Journalisten gestoßen, der Journalismus wohl anders sieht als die meisten seiner Redaktions-Kollegen. Sein Name ist Paul Ronzheimer.

Ronzheimer ist stellvertretender Chefredakteur bei BILD und gleichzeitig Kriegs- und Krisenreporter. Er hat in zahlreichen Krisengebieten gearbeitet, z. B. Ukraine, Libyen, Syrien, Irak. Im Internet gibt es übrigens folgende Meinung über den mehrfach ausgezeichneten Ronzheimer: »Paul Ronzheimer ist ungefähr der einzige Mitarbeiter bei BILD, den man unironisch als Journalist bezeichnen kann.« Quelle: Reddit

Ronzheimer hat auch einen Podcast, der seinen Namen trägt: Ronzheimer. Und: Dieser Podcast ist absolut hörenswert! Ich freue mich jeden Tag darauf.

In seinem beliebten Podcast spricht Ronzheimer mit interessanten und gut informierten Menschen, und gestern hat er einen Mann interviewt, den ich ebenfalls sehr schätze: Ferdinand von Schirach, ein kluger und besonnener Mann, dem (Nach)Denken offenkundig Freude bereitet.

Thema des Interviews: Woran Deutschland wirklich krankt.

Das Gespräch dieser beiden Männer habe ich mit großem Interesse angehört, und ich erlebe es als rettende Insel im Ozean des Clickbaitings.*

Und hier der Link zu dem bemerkens- und hörenswerten Gespräch.

*Clickbaiting bezeichnet die Praxis, mediale Inhalte – meist Überschriften, Vorschaubilder oder kurze Teaser – so zu formulieren, dass sie möglichst viele Klicks erzeugen. Meist auf Kosten von Genauigkeit oder inhaltlichem Mehrwert und Nutzen. Beispiel: »Du wirst nicht glauben, was dieser Mann getan hat.«
Laut Goethe-Institut appellieren viele Clickbait-Überschriften an Emotionen und Neugier – oft mit Fragezeichen, Superlativen oder Geheimnissen, ohne wirklich substanziellen Informationsgehalt. Kurz gesagt: Clickbaiting-Inhalte sind völlig nutzlos.

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